Das Handy gehört einfach zum Alltag dazu. Ständig erreichbar für Job, Familie und Freunde, die gesamten Informationen des weltweiten Datennetzes griffbereit in der Tasche – hat man sein Mobiltelefon einmal vergessen, herrscht schnell Ausnahmezustand. Verständlich also, dass viele Deutsche ihr Handy auch über den Wolken nicht missen möchten. Schließlich ist die Freiheit hier doch angeblich so grenzenlos. Aber wie ist nun die gesetzliche Regelung für das Handy im Flugzeug – erlaubt oder nicht? Die Antwort hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Das erfahrt ihr im heutigen Artikel:
- > USA und Europa erlauben mehr Handy an Bord
- > Wann darf ich mein eingeschaltetes Handy im Flugmodus nutzen?
- > Ist telefonieren an Bord gestattet?
- > Was es bei anderen Elektrogeräten zu beachten gibt
- > Vor USA-Flügen: Darum solltet ihr den Handyakku laden
Der 31. Oktober 2013: ein entscheidender Tag für das Handy im Flugzeug
Als eine der ersten Nationen der Welt haben sich die US-Amerikaner von strikten Einschränkungen für das Handy im Flugzeug gelöst. “Cellphone”-Liebhaber dürfen seit Ende Oktober 2013 aufatmen und auch im Flieger telefonieren. Der Grund: Auch wenn das Handy im Flugzeug häufig als Sündenbock für Technikversagen herhalten muss, kann ein Zusammenhang aus wissenschaftlicher Perspektive nicht abschließend untermauert werden.
Weniger Einschränkungen: Europäische Behörden ziehen nach
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und auch das LBA (Luftfahrt-Bundesamt) gehen in die gleiche Richtung wie die US-Behörden, aber nicht ganz so weit.
Das Ergebnis: bein Handy ist der Flugmodus immer häufiger erlaubt – aber nicht bei jeder Airline und nicht auf jedem Flug. Denn jede einzelne Maschine benötigt eine Unbedenklichkeitsbescheinigung gegen die potenziellen Störfaktoren. Und ein Nachrüsten von entsprechender Technik ist mit zusätzlichen Kosten verbunden. Der gesteigerte Komfort auf Kundenseite spricht jedoch für diese Investitionen. Und die Anträge werden bei den entsprechenden technischen Voraussetzungen wohlwollend bearbeitet.
Nichtsdestotrotz gilt: Mit dem Handy im Flugzeug ist nach deutschen Recht das Telefonieren nicht gestattet – wie schon in früheren Empfehlungen und Gesetzesentwürfen.
Handy im Flugmodus nutzen – wann ist es erlaubt?
OK, man darf also das Handy an Bord auch in Europa immer häufiger im Flugmodus eingeschaltet zu lassen – aber was geht genau? Das hängt von der Fluglinie und auch vom Flugzeugtyp ab. Innerhalb der einzelnen Fluggesellschaften sind also Unterschiede bei den Handyregelungen möglich.
Wir haben uns deshalb einige der Fluggesellschaften mit den meisten Passagieren 2013 in Deutschland angesehen und für euch eine Tabelle als Übersicht erstellt. Alle Angaben gelten für Handys, Smartphones und Tablets.
Welche Fluglinie erlaubt was?
Fluglinie |
Flugzeugtyp |
Wann ist Flugmodus erlaubt? |
Details |
Lufthansa | Airbus (alle) Boeing 747-8 Boeing 747-400 |
Einsteigen bis Aussteigen | Mehr Infos |
Air Berlin | Airbus (alle) Boeing (alle) |
Einsteigen bis Aussteigen | – |
TUIfly | Alle | In Reiseflughöhe – aber nicht bei Start, Steigflug, Sinkflug, Landung | Mehr Infos |
Germanwings | Alle | Einsteigen bis Aussteigen | Mehr Infos |
Condor | Nicht angegeben | Während des Flugs – aber nicht bei Start und Landung | Mehr Infos |
Ryanair | Nicht angegeben | Einsteigen bis Aussteigen | – |
Easyjet | Nicht angegeben | Einsteigen bis Aussteigen | Mehr Infos |
Hinweis: Unser Infostand ist vom 20.10.2014 – ohne Gewähr, denn die Airlines können ihre Vorschriften natürlich auch wieder ändern.
Klickt bei näherem Interesse einfach auf den jeweiligen Link zur Fluglinie – und fragt im Zweifel vor dem Flug beim Boden- oder Bordpersonal nach, wann ihr euer Handy im Flugmodus eingeschaltet lassen dürft.
Gibt es Sonderreglungen bei Start und Landung?
Prinzipiell gibt es bei jedem Flug vier Optionen:
– Das Handy im Flugzeug bleibt gänzlich aus.
– Der Flugmodus ist erlaubt.
– Die Handynutzung ist bei Start und Landung verboten.
– Das Handy im Flugzeug ist komplett freigegeben.
Dass gerade vor und beim Abheben beziehungsweise im Landeanflug strengere Vorschriften gelten, kommt nicht von ungefähr. Schließlich sind diese Phasen die gefährlichsten, wie Statistiken besagen. Eine Störung der empfindlichen Geräte wäre hier fatal. Auch wenn Handys im Flugzeug erlaubt sein sollten, hat man hier unter Umständen Sonderreglungen zu erwarten.
Handy im Flugzeug: ja – Telefonieren: nein?
Größtenteils Übereinstimmung herrscht somit bei der Frage, ob das Handy im Flugzeug prinzipiell ausgeschaltet sein muss oder eben nicht. Das heißt allerdings keineswegs, dass wirklich alle das Telefonieren im Flugzeug erlauben oder gar begrüßen. Als eine der letzten Bastionen ist die Luftfahrt für viele Passagiere immer noch eine handyfreie Zone.
Umfragen zeigen auch, dass sich viele Deutsche von Telefonaten mit dem Handy im Flugzeug gestört fühlen. Viel Platz für Privatsphäre bleibt dem Gesprächspartner ohnehin nicht. Bei Anliegen, die keineswegs warten dürfen, ist ein Anruf zwar vielleicht sinnvoll. Will jemand seinem bzw. ihrem geliebten Partner aber nur die neuesten Infos über Flughöhe und Aussicht erzählen, sind kritische Blicke der Mitreisenden nicht auszuschließen.
Vorteile, wenn man im Flieger zum Smartphone greifen darf
Ob am Boden oder hoch oben – Smartphone und Handys können euch bei möglichen Neuregelungen im Luftverkehr auf Reisen noch mobiler machen. Einige Vorteile aufgelistet:
– Kontakt in Notfällen
– Handygames und Apps weiterhin verfügbar
– Wichtige Daten, Fakten und Termine sind stets dabei
Und wer weiß, vielleicht ist bei einer Lockerung der Regelungen der Flugmodus schon bald Vergangenheit – und nur noch die ältesten werden wissen, warum diese praktische Funktion eigentlich so heißt.
Letztlich zählen die Ansagen und die Anzeige an Bord
Auch wenn die EU den Weg für das Handy im Flugzeug freigeräumt hat: Die Entscheidung, ob dies auf einem eurer Flüge in näherer Zukunft auch der Fall sein wird, ist damit noch nicht gefallen. Europaweite Empfehlungen und Entscheidungen, die ein so wichtiges Thema wie Luftfahrt betreffen, brauchen ihre Zeit. Der bei fast jedem Handy vorhandene Flugmodus, der WLAN- und Funkverbindung kappt, bleibt also erst einmal eine wichtige Funktion.
Je nach Ansage der Crew oder des Piloten – vor allem, wenn die Bordelektronik wider Erwarten Probleme aufweist – ist eine Ausschaltpflicht für bestimmte Flugphasen damit auch künftig nicht unwahrscheinlich.
Portable Electronic Devices – mehr als nur Handys im Flugzeug benutzen
Neben Handys – oder Smartphones – ist der Alltag heute durch viele weitere so genannte Portable Electronic Devices (PEDs) geprägt. Dazu zählen beispielsweise Tablets, Laptops, MP3-Player und weitere tragbare technische Geräte. Hat sich die Airline einmal dazu entschieden, Handys von der Verbotsliste zu streichen, dürftet ihr in der Regel auch die weiteren elektronischen Geräte ohne schlechtes Gewissen einschalten können. Einen Krimi über das E-Book lesen – prinzipiell eine gute Idee.
Wie beim Handy hat aber auch hier der Luftfahrzeugführer (so die offizielle Bezeichnung für den Piloten) das letzte Wort: Bei Problemen werdet ihr also vermutlich auch bei einer liberaleren Handynutzung die PEDs der Kategorie “nicht absichtlich sendende Geräte” je nach Bedarf ausschalten müssen.
+++ Update 12.12.2014 +++
Funktionsfähigkeit darf vor dem Fliegen geprüft werden
Elektronischen Geräten wie Handys, Digicams und Ähnlichen sieht man weder von außen noch beim Röntgen zuverlässig an, welche Technik in ihnen steckt. Deshalb darf das Sicherheitspersonal im Zweifelsfall auch Gerätefunktionen überprüfen.
Konkret hat dies jetzt das Verwaltungsgericht München (Az.: M 24 K 14.1502) als Antwort auf die Klage eines Passagiers klargestellt: Fluggäste sind verpflichtet – sofern das Personal dies verlangt – dass sie beim Sicherheitscheck die Funktionsfähigkeit einer mitgeführten Digitalkamera beweisen. Und zwar ganz einfach, indem sie ein Bild damit aufnehmen.
Ausblick: In Zukunft erobert das Handy auch den Himmel
Bei Flügen im Ausland ist es ratsam, sich vorab über die landesspezifischen Bestimmungen über das Handy im Flugzeug zu informieren und die Reisevorbereitungen dementsprechend zu planen. Trotzdem: In Deutschland und Teilen Europas beginnen die bürokratischen Restriktionen zu bröckeln. Die Prognose, dass viele Airlines nach und nach ihre Technik nachrüsten, um das Handy im Flugzeug weiter zu etablieren, ist nicht allzu gewagt.
Denn für viele Passagiere ist es eines der großen Rätsel, warum das Handy ausbleiben muss, wenn doch die wissenschaftliche Grundlage für ein Verbot zu fehlen scheint – und auch bei anderen Verkehrsthemen wie Handy am Steuer gibt es schließlich gute Lösungen, um Sicherheit und mobile Kommunikation zu vereinen. Die Antwort auf die Frage “Ist mein Handy im Flugzeug erlaubt?” wird also in Zukunft hoffentlich immer häufiger zu bejahen sein. Konkret kommt es aber auf die Fluggesellschaft, die einzelne Maschine sowie den Piloten an – und vielleicht am Ende sogar auf Ihren Sitznachbarn.
Bei Direktflügen in die USA: leere Handyakkus vermeiden
Ob man andere Passagiere durchs Telefonieren an Bord stören oder wegen des Sendesignals möglicherweise die Technik des Flugzeuges irritieren könnte – das waren bislang Gedankenspiele, die darüber entschieden, ob und wie man das Handy im Flugzeug verwenden konnte. Aber nun kommt ein ganz anderer Aspekt hinzu: nämlich die Möglichkeit, dass ein gar nicht eingeschaltetes Handy – bzw. genauer gesagt: dessen leerer Akku – eine Gefahr für den Flugverkehr sein könnte.
Leerer Handyakku beim Einstieg? Verboten!
Hintergrund ist eine neue Sicherheitsvorkehrung, die seit einige Wochen für Direktflüge in die USA gilt. Die zuständige TSA (Transportsicherheitsbehörde) machte keine konkreten Angaben, auf welchen Flughäfen genau das kontrolliert wird und was im Zweifelsfall jeweils für Konsequenzen drohen.
Die eigentliche Kontrolle ist sehr einfach gehalten: Man muss auf Nachfrage einfach das betreffende Gerät einschalten – und wenn es nicht leer ist, kann man das Handy ins Flugzeug mitnehmen. Falls nicht, wird man vermutlich entweder das Gerät zurücklassen müssen oder darf nicht mitfliegen, genauere Angaben liegen uns ebenfalls nicht vor.
Wie gehe ich damit um?
Das Ganze ist sicherlich vor allem unpraktisch und kostet eventuell mehr Zeit beim Sicherheitscheck. Aber die Maßname hat natürlich einen ernsten Anlass, denn sie soll vor Bomben schützen. Deshalb unser Tipp: Einfach vor dem Trip in die USA das Handy noch zu Hause (oder zur Not im Flughafen) aufladen, und alles in Butter. Hat auch den Vorteil, dass ihr am Reiseziel direkt das Smartphone anwerfen könnt und erst mal keine Steckdose suchen müsst. Übrigens: die Vorschrift gilt auch für andere elektronische Geräte, die also möglichst auch direkt noch vorher aufladen.
Und am Zoll wie immer am besten entspannt bleiben, dann kommt ihr auch leichter in Urlaubsstimmung. Zur Not vertreibt ihr euch die Zeit mit ein paar Games auf dem Handy – genug Saft habt ihr dann ja zumindest.